Hallo meine Lieben! Heute geht es um etwas, das zwar schon einige Zeit zurückliegt, mich aber teilweise noch immer beschäftigt: mein erstes Jahr als Mutter.
Dieses Jahr, nämlich 2011 war für mich alles andere als einfach und so ganz anders als ich es immer in diversen Zeitschriften gesehen hatte. Nicht, dass ich dachte, dass die Bilder in Magazinen nur annähernd der Realität entsprechen. Ein wenig stressfreier, sauberer und besser gekleidet hätte ich mir dieses Jahr trotzdem vorgestellt. Stattdessen war es geprägt von folgenden Dingen:
1) Durchschnittliche Schlafzeit von 2 bis 4 Stunden
Ich weiß, mit einem Baby schläft man meistens eher wenig, das war auch mit meinem zweiten Kind noch so. Bei meinem Sohn war trotzdem alles irgendwie straf verschärft. Abgesehen davon, dass ich einen ungeplanten Kaiserschnitt hatte, der mich für gut 6 Wochen lahm legte, hat mein „Mann“ das erste Jahr zu 2/3 im Ausland verbracht. Beide dachten wir eigentlich, dass das schon irgendwie gehen würde. Ohne Vorbereitung, ohne Plan. Leider wussten wir vorher jedoch weder, dass ich lange an den Geburtsverletzungen „nagen“ würde, noch dass mein süßer, über alles geliebter Herr Bär an starkem Bauchweh leiden und dadurch kaum schlafen würde (manchmal nur 30 Minuten am Stück).
Da war ich also, 4 Wochen nach der Geburt, mein Freund ist in Polen, mein süßer Bär schreit, meine Narbe tut Hölle weh, ich habe die zweite Brustentzündung und keinerlei Unterstützung in Wien. Jackpot sozusagen!
2) Hauptbekleidung: Pyjama
Ich wundere mich ehrlich noch heute wie ich die Zeit heil überstanden habe, vor allem da mein Sohn nur getragen werden wollte und einfach lange Zeit untröstlich war. Mit 3 Monaten und nach insgesamt 3 Brustentzündungen wurde das Weinen zum Glück besser, unseren Pyjama zogen wir aber trotzdem kaum aus.
Ich holte sogar meine Post im Pyjama. Zu diesem Zeitpunkt war mir einfach alles egal. Schminke: was ist das? Frisur: Knödel am Kopf ist doch stylisch?! Essen: Avocadomaki vom Japaner (kann man bestellen und halten sich lange im Kühlschrank!)
3) Hauptbetätigung: „Indianergang“
Eine meiner Hauptbeschäftigungen mit Herrn Bär war in diesem Jahr außerdem der von mir erfundene „Indianergang“: Ein mit dem Kind im Arm wippendes Auf- und Abgehen, wie man es in Winnetou Filmen oder Ähnlichem sehen kann. Rückblickend irgendwie lustig, in der Situation selber jedoch alles andere als amüsant. Da mein Sohn wie gesagt unter starken Blähungen litt und manchmal in Dauerschleife über Stunden weinte, ging ich also mit ihm die Wohnung wie ein Storch wippend auf und ab. Ein summendes „EiaEiaeh“ begleitete das ganze Schauspiel, das ich manchmal bis zu 120 Mal (also gut eine Stunde oder so) wiederholte. Als mein Zwerg dann endlich aufhörte zu schreien und im besten Fall auch eingeschlafen war, fiel ich einfach nur komplett verschwitzt und k.o auf die Couch. Zeit für Haushalt oder sogar Bücher lesen und Freunde treffen blieb da natürlich noch kaum.
4) Sozialkontakte: gegen 0
Nach meinen beschriebenen Punkten 1–3 könnt ihr euch sicher vorstellen, dass ich im Jahr 2011 so gut wie keine Sozialkontakte hatte. Viele meiner Freunde habe ich in dieser Zeit verloren, einige wenige aber natürlich auch dazugewonnen. Meine Hauptsozialkontakte in diesem Jahr waren allem voran:
- Der Postbote: er kannte und akzeptierte mich im Pyjama und tratschte jedes Mal sogar ein paar Minuten mit mir
- Unsere Kinderärztin: auch sie lernte ich in dieser Phase sehr zu schätzen. Ich fühlte mich immer sehr getröstet, wenn sie meinte, dass ein Gespräch mit mir auch für sie ein Highlight in der Arbeitswoche darstellte <3 !
Nach circa einem halben Jahr hatte ich dann langsam auch wieder „echten“ Kontakt zur Außenwelt. Zu diesem Zeitpunkt wagte ich nämlich den Sprung zurück in die Arbeitswelt. Ob dieser Schritt im Nachhinein eine gute Entscheidung war, bin ich mir nach wie vor nicht ganz sicher. Da ich aber in einem befristeten Arbeitsverhältnis war, wusste ich nur, dass meine hart „erkämpfte“ Stelle sonst wahrscheinlich weg wäre. Ich hatte also nicht wirklich viel Wahl….
Wenig Freunde; Familie, die weit weg wohnt; Partner, der im Ausland ist; Kind, das sehr viel weint; Arbeit nach circa 6 Monaten: ein wirklich hartes Jahr, das mein „Zwerg“ und ich aber zum Glück gut überstanden haben und das uns auch stark verbunden hat!
Warum ich euch das Ganze erzähle?
Erstens, weil ich durch dieses Jahr gelernt habe, dass harten Zeiten auch immer wieder gute folgen können und man vieles überstehen kann. Zweitens, weil ich allen schwangeren Frauen folgendes sagen möchte:
Baut auch bitte schon vor der Geburt ein gutes, stabiles Netz von Menschen auf, die ab und an einspringen können! Und das möglichst bevor ihr zusammenklappt!! Und noch wichtiger: Traut euch um Hilfe zu bitten! Ich persönlich, habe es einfach viel zu wenig gemacht und hätte mir viel Stress erspart, wenn ich nur ab und an um Unterstützung gebeten hätte.
Wie sagt man so schön: „Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf.“ Hätte ich das bloß schon früher gecheckt….
Eure Lily